Die Knochenjäger

Lucy heißt das berühmte Mädchen. Lucy liegt wie ein prähistorisches Schneewittchen in einem gläsernen Sarg im Nationalmuseum von Addis Abeba. Der wichtigste paläontologische Fund der letzten Jahrzehnte. Eine Weltsensation. Denn Lucy ist über drei Millionen Jahre alt.


Eine aufrecht gehende Affenfrau, eine Urmutter der Menschheit. Und ihr Skelett ist, das ist das größte Wunder an ihrem Fund vor fast dreißig Jahren, fast völlig erhalten. Und alte Knochen sind es, an denen sich die Forscherlust, das Wissen und die Imagination einer kleinen, aber hochaktiven weltweiten Wissenschafter-Gemeinde entzünden.


DOKUmente begleitet Professor Seidler in Äthiopien und erzählt von den Freuden und Leiden einer Grabungskampagne: Endlose Fußmärsche durch die Savanne. Lange intensive Arbeitstage. Wilde Tiere und kriegerische Nomaden. Die gefährliche Nähe zum unruhigen Nachbarstaat Somalia. Erfreuliche und manchmal weniger erfreuliche Kontakte zur lokalen Bevölkerung. Das Hochgefühl, wenn ein wichtiges Fossil – wie ein vier Millionen Jahre alter Flußpferd-Zahn – gefunden wird. Schwierige Verhandlungen und heftige Auseinandersetzungen mit afrikanischen Kollegen, die die übermächtige Präsenz der westlichen Forscherteams in Äthiopien einschränken wollen. Denn sie empfinden diese Dominanz als wissenschaftliche Kolonialisierung. Es gibt immer wieder Konflikte um Funde und Grabungslizenzen.


Seidler hat aus seinen Erfahrungen mit diesen Konflikten wichtige Erkenntnisse gewonnen: Heute knüpft er enge Kontakte zu den äthiopischen Kollegen, ermöglicht äthiopischen Studenten eine Ausbildung in Österreich, gründet ein österreichisch-äthiopisches Forschungsinstitut für Paläo-Anthropologie, das erste seiner Art in Äthiopien. Und er überlegt sich Möglichkeiten, die Menschen in den Grabungsregionen am Erfolg der Forschung teilhaben zu lassen.


“Die zweite Lucy – und jetzt bin ich bei größenwahnsinnigen Träumen – natürlich wollen wir die finden", sagt Seidler. "Aber das ist nicht wahrscheinlich. Was realistisch ist, ist, dass wir Teile eines Skelettes finden, den einen oder anderen Zahn, vielleicht Bruchstücke eines Schädels." Aber diese Bruchstücke reichen, um in der Geschichte des Menschen ein weiteres Kapitel schreiben zu können.


Eine Koproduktion von INTERSPOT FILM, Wien und SPIEGEL TV, Hamburg.


Details

Buch und Regie:
Tillmann Scholl
Kamera:
Jörg Hammermeister
Gustl Gschwantner
Perti Pullinen
Schnitt:
Alexander Dimko


Erstaustrahlung: 00.00.0000


Ihr Ansprechpartner
Nils
Klingohr Geschäftsführung